Was ist sexueller Missbrauch?

Nicht jede Berührung eines Kindes ist gleich Kindesmissbrauch. Kinder brauchen Zärtlichkeit, aber sie können sehr genau spüren, ob die Zärtlichkeit „aufrichtig“ gemeint ist. Niemand kann ein Mädchen oder einen Jungen "aus Versehen" missbrauchen. Wendet sich das Kind zum Beispiel ab, erstarrt es, oder stemmt es sich gegen Ihre Umarmung, ist das ein eindeutiges STOPP-Signal.

Sexueller Missbrauch beginnt dort, wo:

- der Erwachsene Zärtlichkeit benutzt zur Anregung oder Befriedigung seiner Sexualität.
- versucht wird, ein Mädchen oder einen Jungen zu Zärtlichkeiten zu überreden oder zu nötigen.
- Geheimhaltung eingefordert wird.
- das Kind sich nicht mehr wohl und geborgen fühlt, sondern bedrängt oder benutzt.

Formen sexuellen Missbrauchs:

Es ist ein großes Missverständnis, zu glauben, dass nur eine vollendete Vergewaltigung eines Kindes Kindesmissbrauch sei. Schon Blicke, Worte, erzwungene Berührungen, erzwungenes Betrachten von Dingen die die Kindern ekeln, können Missbrauch sein! Und auch diese scheinbar harmlosen Formen von Kindesmissbrauch können die Kinder schwer verstören und weitreichende psychische Folgen haben.

Sexuelle (oder sexualisierte) Gewalt ist nicht notwendigerweise körperliche Gewalt. Ein Erwachsener oder Jugendlicher übt sexualisierte Gewalt aus, wenn er seine Autorität, seine körperliche und geistige Überlegenheit sowie die Unwissenheit, das Vertrauen oder die Abhängigkeit eines Kindes zur Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse benutzt.

Sexueller Missbrauch liegt vor wenn:

- ein Kind mit obszönen Redensarten belästigt wird (auf dem Schulweg, durch Telefonanrufe oder E-Mails)
- ein Kind für pornografische Zwecke benutzt, gefilmt, fotografiert, zur Schau gestellt wird
- ihm pornografisches Material vorgeführt - wird es vom Täter/in zur eigenen sexuellen Erregung angefasst wird
- ein Kind gezwungen wird den/die Täter/in anzufassen und sexuell zu manipulieren
- es gezwungen oder überredet wird, ihn/sie nackt zu betrachten oder bei sexuellen Handlungen zuzusehen
- es im im Intimbereich berührt wird (Scheide, Po, Brust bei Mädchen oder Po und Penis bei Jungen)

Scheut euch nicht, zu helfen, weil ihr Angst habt, jemandem Unrecht zu tun. Denn was ist, wenn ihr nicht handelt und ein Missbrauchsfall vorliegt? Sollte es sich um einen 'falschen Alarm' handeln, klärt sich das in der Regel sehr schnell auf.

Wie erkenne ich, dass ein Kind missbraucht wird/wurde

Das Kind: 
- wirkt verschlossen und lässt niemanden mehr an sich heran
- es meidet plötzlich bestimmte Orte und/oder Personen
- es zeigt Unlust/vermeidet es mit anderen Kindern zu spielen
- es wird aggressiv gegen sich selbst und /oder andere es verletzt sich selbst vorsätzlich
- es zieht viele Kleidungstücke übereinander an/trägt auf einmal viel zu große Kleidungsstücke, um sich unattraktiv zu machen oder
- es schminkt sich auffällig und kleidet sich nicht altergemäß körperbetont
- es zeigt ein frühreifes Verhalten und übermäßige, sexuelle Neugierde
- es macht anzügliche Bemerkungen, die nicht seiner Art oder seinem altersgemäßen Wortschatz entsprechen
- es spielt dem Alter unangemessene Spiele mit sexuellem Hintergrund
- es malt Bilder von Geschlechtsteilen oder Missbrauchs-Situationen
- es exhibitioniert sich (versucht durch Bloßstellen der Genitalien auf sich aufmerksam zu machen)
- in der Schule machen sich plötzlich schwächere Leistungen bemerkbar
- es leidet unter Konzentrationsstörungen, chronischer Erschöpfung, extremer Müdigkeit
- es legt plötzlich ein ungewöhnliches Waschverhalten an den Tag
- es hat das Gefühl der "Unreinheit"/"Ich bin schmutzig"
- es hat nachts Alpträume, schläft sehr unruhig und /oder wacht schreiend auf
- es nässt oder kotet sich plötzlich wieder ein
- es hat ohne erklärbare Ursache häufig Bauchschmerzen

Ziemlich sichere Anzeichen von Kindesmissbrauch sind:

- blaue Flecke oder Bisswunden an Oberschenkeln und Brust
- chronischer vaginaler Ausfluss
- Blasenentzündungen ohne organische Ursache
- anale, orale oder vaginale Verletzungen oder Entzündungen
- ansteckende Geschlechtskrankheiten  
© 2005 Projekt Kinderaugen e.V.